Das mach ich mit links!
Linkshänder sind intelligenter, kreativer und die besseren Sportler. Außerdem heiraten sie seltener und haben öfter blonde Haare. Alles Quatsch? Oder steckt doch ein Fünkchen Wahrheit in diesen weit verbreiteten Annahmen? In unserem Grußkartenblog berichten wir über Wissenswertes und Spannendes rund um das Thema Linkshändigkeit.
1) Was genau versteht man eigentlich unter Linkshändigkeit
Linkshänder nutzen bevorzugt ihre linke Hand, insbesondere für Tätigkeiten, die hohe Ansprüche an Feinmotorik, Kraft oder Schnelligkeit stellen (z. B. zum Schreiben oder Werfen). Dabei wird die Händigkeit, also die Präferenz der einen oder anderen Hand, durch die Funktionsweise der Gehirnhälften bestimmt. Jeder Mensch hat von Natur aus eine dominante Gehirnhälfte, die über die Hauptnervenstränge mit der jeweils gegenseitigen Körperhälfte verbunden ist und diese steuert – bei Linkshändern ist dies also die rechte und bei Rechtshändern die linke.
Trotz eingehender Forschung, zahlreicher Studien und verschiedenster Ansätze konnte bis heute keine der bisherigen Theorien allein und unwiderruflich klären, wie die Hand-Präferenz eines Menschen entsteht. Einig sind sich die meisten Wissenschaftler jedoch heute darin, dass die Händigkeit ebenso unveränderlich ist wie das Geschlecht oder die Augenfarbe. Sie sollte auf keinen Fall in erzwungener Weise verändert werden, da diese zerebrale Fehlbelastung Konzentrations- und Lernschwierigkeiten, Schlafstörungen und lebenslange psychische Probleme nach sich ziehen kann.
Auch die Frage, warum in allen Kulturkreisen Rechtshänder in der Mehrzahl sind, ist bis dato weitgehend ungeklärt. Statistiken geben den Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung mit nur 10 bis 15 Prozent an. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass dieser Wert bei gezielten Tests höher ausfällt, da Kinder vor allem bis in die 1970er-Jahre hinein vermehrt „umerzogen“ wurden. Das erklärt auch, warum in Statistiken der Anteil der Linkshänder unter älteren Menschen geringer ist als unter jüngeren. Diese Art von „Umerziehung“ findet zwar auch heute noch statt, jedoch weit weniger verbreitet. Grund hierfür ist die weiter fortschreitende Erforschung der Folgen für den Menschen und der aufgeschlossenere und verbesserte Umgang mit Linkshändigkeit in der Gesellschaft (z. B. durch spezielle Schreib- und Küchengeräte, Uhren, Werkzeuge oder Instrumente).
2) Wie erkennt man Linkshändigkeit im Kindesalter?
Bei den meisten Kindern kann schon früh durch das Beobachten spontaner Handlungen und Reflexe die Dominanz einer Hand erkannt werden. Es ist wichtig, Kinder beim Erkunden dieser haptischen Fähigkeiten nicht zu beeinflussen. Da jedoch vor allem kleine Kinder sehr stark durch Nachahmung lernen, kann es vorkommen, dass sich ein eigentlich linkshändiges Kind selbst auf Rechtshändigkeit umstellt. Schließlich halten die meisten Altersgenossen und Bezugspersonen den Löffel, das Spielzeug oder die Sandschaufel eben mit rechts … Oft bemerken das zunächst weder die Eltern noch die Pädagogen. Eine derartige Selbstumschulung kann jedoch ganz ähnliche Folgen für den betreffenden Menschen haben wie eine erzwungene Umerziehung.
Mit dem Schuleintritt sollte die Händigkeit feststehen, um die Schreibhand nicht noch einmal verändern zu müssen. Eltern, die sich unsicher sind, können sich z. B. in der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder e. V. in München oder bei einem Ergotherapeuten vor Ort Rat holen.
3) Benötigen Linkshänder eine besondere schulische Förderung?
Als Schreibanfänger benötigen Linkshänder tatsächlich eine andere Unterstützung als Rechtshänder, vor allem beim Erlernen der passenden Schreib- und Stifthaltung. Ihre natürliche Schreib- und Blickrichtung verläuft meist von rechts nach links, deshalb kann es vorübergehend zum Verdrehen von Buchstaben und Zahlen oder ersten Leseschwierigkeiten kommen. Auch das saubere Schreiben (ohne die Tinte mit der linken Hand gleich wieder zu verwischen) muss durch eine bestimmte Stifthaltung gelernt werden. Außerdem sollte der Schreibtisch genügend Armfreiheit nach links bieten und eventuell anfangs eine spezielle Schreibtischauflage mit einer Markierung untergelegt werden, die angibt, in welchem Winkel das Blatt am besten liegt. Mittlerweile gibt es darüber hinaus jedoch viele Hilfsmittel, wie spezielle Füllfederhalter, Scheren oder Spiralblöcke, die den Schulanfängern den Start erleichtern.
4) Denken Linkshänder anders als Rechtshänder? Sind sie gar intelligenter?
Es ist zwar nicht so, dass bei Linkshändern alles im Gehirn seitenverkehrt angelegt ist, allerdings gilt es als erwiesen, dass durch die Dominanz der rechten Gehirnhälfte andere Hirnbereiche beim Denken aktiviert werden als bei Rechtshändern. So gilt die rechte Hemisphäre als Zentrale für Intuition, Emotionalität, Ganzheitlichkeit und Kreativität, die linke dagegen als verantwortlich für das analytische, systematische und rationale Denken. Die meisten Wissenschaftler sind sich deshalb einig, dass es sich bei Kreativität und auch bei der Fähigkeit des räumlichen Vorstellungvermögens tatsächlich um Eigenschaften handelt, die typischerweise bei Linkshändern stärker ausgeprägt sind.
Mit Intelligenz hat diese oft andersartig geprägte Herangehensweise an das Leben jedoch wohl nichts zu tun. So fand etwa das University College London bei einer Untersuchung von 11.000 Kindern heraus, dass der durchschnittliche Intelligenzquotient von Links- und Rechtshändern sich nicht unterscheidet.
5) Sind Linkshänder die besseren Sportler?
Muhammad Ali, Rafael Nadal, Timo Boll oder Lionel Messi … Wenn man den Anteil der Linkshänder unter Spitzensportlern betrachtet, könnte man meinen, Linkshänder seien generell sportlich erfolgreicher. Jedoch muss man sich hier die Sportarten genauer anschauen. Denn vor allem in „Mann gegen Mann“-Disziplinen wie Tennis, Boxen oder Fechten scheinen Linkshänder einen klaren Vorteil zu haben. Dies führt man jedoch landläufig darauf zurück, dass die meist rechtshändigen Gegner ihre Attacken schlechter einschätzen können und auch schlechter darauf vorbereitet sind, da sie hauptsächlich mit anderen Rechtshändern – und füßlern trainieren. Linkshänder sind für sie oft Angstgegner, die sie verunsichern und deren Reaktionen sie schlechter voraussehen können. Bei Sportarten, die nicht „Mann gegen Mann“ ausgetragen werden, wie z. B. Schwimmen, zeigt sich dieser höhere Anteil an Linkshändern nicht.
6) Kuriositäten über Linkshänder
Man liest so allerlei über Linkshänder, wenn man sich mit dem Thema eingehend beschäftigt. Hier die skurrilsten Mythen – die alle jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren:
- Linkshänder werden eher kriminell
- sie sterben früher
- werden eher Vegetarier
- haben öfter blonde Haare
- rauchen mehr als Rechtshänder
- kommen später in die Pubertät
- und können schneller auf der Computertastatur tippen
Wer noch mehr zum Thema Linkshändigkeit wissen möchte, der sollte rund um den jährlichen internationalen Linkshändertag besonders aufmerksam die Medien verfolgen, denn in diesem Zeitraum werden vermehrt neue Forschungsergebnisse präsentiert.
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